Der Neubau überzeugt durch die geschickte Setzung zum Birnbaum und mit konsequentem Purismus.
Die Stadt Maienfeld ist nicht nur als Weinanbaugebiet, sondern auch als Wohnort in der Bündner Herrschaft sehr attraktiv. Die typischen Mauern um den Wingert, wie die Weinbauflächen alemannisch heissen, durchziehen wie ein fein gewobenes Spinnennetz das Stadtgebiet und grenzen öffentliche Strassen von privatem Raum ab.
Die an einer Ausfallstrasse aus der Stadt liegende Parzelle wurde für die Bebauung freigegeben, sodass vier neue Wohnbauten entstehen konnten. Der ehemalige Wingert beherrbergt drei grosse Birnbäume, von denen der eine zusammen mit der Wingertmauer ein für die Herrschaft nicht einzigartiges, aber sehr schönes Ensemble bildet.
«Wir haben uns an den Birnbaum, den alten Wingertmauern und den Bedürfnissen der Bauherrschaft orientiert, um ein ebenso präzises wie zugeschnittenes Projekt für die Familie mit zwei Kindern zu schaffen»
– Christoph Cavigelli
Das Projekt spielt mit diesen beiden charakteristischen Elementen – mal ist es die Wingertmauer alleine, die im Zusammenspiel mit der Garage einen gefassten Eingang bildet; mal ist es der Birnbaum, dessen Baumkrone ins Elternbadezimmer reinzuragen scheint. Vor dem Klavierzimmer im Wohngeschoss treffen die beiden Elemente aufeinander und formen zusammen mit dem Haus einen geschützten Platz zum Verweilen, der im Hochsommer von den milden Sonnenstrahlen der Abendsonne gestreift wird.
Das Wohngeschoss mit Cheminée orientiert sich auf den grosszügigen Garten und wird visuell durch eine niedrige Natursteinmauer im Freien begrenzt. Die Trennung zwischen innen und aussen, zwischen warm und kalt, erfolgt durch eine technisch ausgereifte, filigrane Verglasung mit elektrisch steuerbaren Schiebefronten, die ein Raumgefühl suggeriert, im Garten zu leben. Das darüber liegende Schlafgeschoss gibt dem offenen Grundriss im Erdgeschoss Halt und macht den Weg frei für die wunderschöne Fernsicht auf das Benediktinerkloster Pfäfers aus dem 8. Jahrhundert.
Publikationen
Alt weitergedacht. Die typischen historischen Wingertmauern der Region um Maienfeld waren ein bestimmendes Element für den Entwurf (hinten rechts im Bild). Die Architektur führte die Idee weiter und stellte ihr eine neue geschwungene Mauer zur Seite.
Schon fast Waldbaden. Mit Blick auf den alten Birnbaum hinter dem Haus kann man in der Badewanne die Gedanken schweifen lassen.
Schlicht eingerichtet. Weil es im Haus viele Einbauschränke gibt, sind wenig freistehende Möbel nötig. Dieses eine war den Eigentümern aber wichtig: Eine Kommode, die sich seit Generationen in Familienbesitz befindet und vermutlich aus der Innerschweiz stammt.
Übergangslos. Die raumhohen Verglasungen im Erdgeschoss sind von SkyFrame und lassen sich komplett öffnen, es entsteht ein schwellenloser Übergang zwischen Wohnraum und Terrasse. Vor allem im Sommer kann man so auch abends noch an der frischen Luft sein, wenn schon ein kühles Lüftchen weht.
Teil vom Ganzen. Für die Bauherrschaft wie auch für uns war von Anfang an klar, dass der Birnbaum am Rand des Grundstücks Teil des Hauses werden muss. Ihm zu Ehren entstand eine Art kleiner Hof, der zur Strasse hin von der historischen Wingertmauer begrenzt wird.
Projektinformationen |
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Projekt Neubau Einfamilienhaus mit Gartenanlage |
Baustart 2017 |
Bauende 2018 |
Projektumfang Architektur, Gestalterische Leitung |
Arbeitsgattung |
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Bauleitung Cavelti Derungs AG |
Ingenieur AF Toscano AG |
Baumeisterarbeiten HEW AG Bauunternehmung |
Fenster SkyFrame AG |
Aussentüren aus Metall Lüchinger Metallbau AG |
Spenglerarbeiten Burkhardt Gebäudehülle AG |
Heizungs- und Sanitärinstallationen Zehnder AG |
Kücheneinrichtung Egli Küchenbau AG |
Schlosserarbeiten Lüchinger Metallbau AG |
Wandschränke Lötscher & Co AG |
Fugenlose Bodenbeläge Bodarto |
Plattenarbeiten Schneebeli AG |
Bodenbeläge aus Holz Köstinger AG |
Gärtnerarbeiten Querbeet Gartenbau AG |
Fotos Bruno Helbling |
Christoph Cavigelli
Architekt
christoph@cavigelli.com
T 044 480 20 02