Wohnhaus Glatsch-Balnot, Surava
Schlichte Hülle –
Spannender Kern

Das Dorf Surava sitzt tief in der Talsohle entlang der Albulastrecke von Tiefencastel über Bergün ins Engadin. Ein schöner Ort – nicht mondän, im Einklang mit der Natur und abseits touristischer Infrastruktur. In der alten Zwieback-Fabrik des Dorfes hat sich die junge Familie ein eigenes Geschäft aufgebaut und nun ein Wohnhaus am Fusse des über dem Dorf liegenden Waldes realisiert.

Oberhalb des Dorfes geniesst man nach Westen eine wunderbare Weitsicht bis Stierva und Mon. Darüber hinaus spürt man die gegenüberliegende Talseite mit der einzigartigen Felsnadel aus etwas grösserer Distanz. Der Neubau schmiegt sich mittels vier Halbgeschossen der natürlichen Geländeform an und definiert durch seine Position auf dem grossen Grundstück präzise Verknüpfungen mit ausgesuchten Bereichen der charaktervollen Landschaft. So entsteht ein einzigartiger Pfad von der Zufahrt zum Hauseingang mit seiner unerwartet lichtdurchfluteten Garderobe mit Blick auf die gegenüberliegende Talseite über den grossräumigen Wohnraum bis hin zu den Schlafzimmern mit Ausblicken in die sanften Formen der landwirtschaftlich genutzten Felder und den angrenzenden Föhrenwald.

Aufgrund der harmonischen Raumgliederung mit grossflächigen Fensteröffnungen und der einheitlichen Materialisierung kann der Blick den prägnanten Besonderheiten dieser schönen Landschaft folgen. Diese scheint wie auf ganz natürliche Weise das Mass für die innenräumliche Gliederung und Ausrichtung der Räume zu sein. Jeder Innenraum bekommt so seinen individuellen Charakterzug. Gekocht wird annähernd im Freien, denn die Arbeitsfläche aus Ortbeton geht draussen ebenerdig in die Wiese und den Föhrenwald über. Gegessen und gesessen wird im lichtdurchfluteten, eineinhalbgeschossigen Hauptraum – hier ist Platz für die ganze Familie und auch die Landschaft ragt hier bis tief in den Wohnbereich hinein. Geschlafen wird im Schutz der im Hauptraum freigestellten Sichtetonkörper, die eine andere, kleinmassstäbliche Raumfolge bilden. Die Fenster sind hier kleiner, die Natur rückt noch näher zum Innenraum. Ein Ort der Ruhe mit Blick in den Föhrenwald mit seinem gedämpften Licht auf der Nordseite des Hauses.

– Christoph Cavigelli

Die Materialauswahl ist knapp und einheitlich gehalten und lässt in ihrer Zurückhaltung genügend Raum, die räumliche Giederung und den Bezug zur Landschaft immer wieder neu zu erforschen. Felsgrauer Sichtbeton, geöltes Lärchenholz und geseifter Putz – kein Anstrich, kein Lack.

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